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Im Fokus der Smartphone-Linse: Professorin der Uni Bayreuth untersucht Essverhalten mit modernen Technologien

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Mit einer App blickt Prof. Dr. Laura König über den Tellerrand, um Essverhalten zu erforschen: Was gesundes Essen ist, liegt auf der Hand - wie Anreize entstehen, dass Menschen auch tatsächlich gesündere Nahrungsmittel essen, untersucht die Wissenschaftlerin an der Universität Bayreuth.

Platz für Innovationskünstlerin: Prof. Dr. Laura König

  • Prof. Dr. Laura König ist seit August 2020 Juniorprofessorin für Public Health Nutrition an der Universität Bayreuth
  • Sie ist außerdem Gastwissenschaftlerin an der Universität Cambridge und der Universität Konstanz
  • Sie promovierte am Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz

Mit einer App blickt Prof. Dr. Laura König über den Tellerrand, um Essverhalten zu erforschen

Uni Bayreuth

Es ist ein großes Buffet in der Kantine – bunt gemischt reihen sich frische Pasta, duftende Burger, Fischsuppe, verschiedenste Gemüsesorten und Pommes mit Ketchup in silbrig glänzenden Metallbehältern aneinander. Das Auge wandert zögerlich über die große Auswahl, der Kopf neigt sich – und nach kurzem Zögern landet eine große Portion Spargel mit Reis auf dem Teller. Bange schweift der Blick über die sich füllende Kantine. Bleibt überhaupt noch ein Platz frei? Schnell landet als Dessert noch Schokopudding mit Sahne auf dem Tablett. Warum Pudding und kein Obstsalat? Aber warum Spargel und nicht Pasta?

Die alltägliche Entscheidung über das Essen ist für manche Menschen genussvolles Tageshighlight, für manche eine bewusste Entscheidung in Vorbereitung für den anstehenden Halbmarathon und für manche leidige Pflicht – und doch prägt sie immer das eigene Leben. Die Gründe warum Menschen zu einer bestimmten Mahlzeit oder ausgewählten Nahrungsmitteln greifen, untersucht die Psychologieprofessorin Prof. Dr. Laura König von der Universität Bayreuth: „Als Psychologin interessiert mich, wie Verhalten im Alltag zustande kommt. Und dabei hilft mir das Smartphone.“  Am liebsten würde die Wissenschaftlerin dazu direkt mit am Tisch sitzen. Um das Verhalten der StudienteilnehmerInnen aber nicht durch ihre Anwesenheit zu beeinflussen, nutzt sie stattdessen einen treuen Begleiter: das Smartphone.

Damit sollen StudienteilnehmerInnen zum Beispiel ihr Mittagessen fotografieren. Aber natürlich nicht in Hochglanz und drapiert, wie es auf Instagram millionenfach unter dem Hashtag #foodporn gepostet wird. Sondern ganz normal, in realistischer Alltagsform: Aus der Tupperdose, im Pappschälchen, auf dem Teller, im Einwickelpapier. Auf einem Tisch, auf den Knien balancierend, beim Laufen - „Ich will das sehen“, so die Wissenschaftlerin, „weil mir das Informationen über mehr als nur die Zusammensetzung des Essens gibt“. Wer zum Beispiel eine Tupperdose am Schreibtisch fotografiert, hat zuhause vorgekocht. Wer eine Wurstsemmel in der Hand hält, hat sich nur schnell etwas beim Metzger geholt – vielleicht, weil er kaum Zeit hat. Wer am gedeckten Tisch sitzt, hat das Essen frisch zubereitet. „Verhalten wird von ganz vielem beeinflusst: Situation, Zeit, Umfeld, Politik. Also erkennen wir auch durch diese Fotos, dass wir bei der gezielten Veränderung von Verhalten verschiedene Ansatzpunkte haben. Ziel ist es, den Menschen Strategien zu geben, die in verschieden Situationen funktionieren.“

Die Psychologin König ist Forscherin der ersten Stunde an der neuen Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit, der Universität Bayreuth, die im Herbst 2020 ihren Studienbetrieb in Kulmbach aufgenommen hat. Hier werden naturwissenschaftliche Perspektiven und moderne Konzepte der Wirtschafts-, Rechts-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften in deutschlandweit einzigartiger Art verbunden, um die drängenden Fragen der Gesellschaft zu beantworten: Wie kann die Versorgung von Menschen mit ausreichenden Mengen gesunder Lebensmittel verbessert werden? Welche kausalen Zusammenhänge bestehen zwischen Krankheitsrisiken und bestimmten Lebens- und Ernährungsweisen? Welche individuellen, gesellschaftlichen, kulturellen und/oder sozioökonomischen Faktoren behindern gesundheitsförderliche Lebens- und Ernährungsweisen?

Weil gerade die Mittagspausensituation bei Berufstätigen oft hektisch ist und die Menschen in dieser knappen Zeit nur einen kleinen Radius haben, um sich Essen zu besorgen, möchte Laura König zum Beispiel mit einem örtlichen Supermarktbetreiber ins Gespräch kommen. Mit ihm gemeinsam können Settings – zum Beispiel, wie Obst- und Gemüseabteilungen aufgebaut sein sollten -  erprobt werden. Im geplanten Kulmbacher Labor soll ein „Fake Food Büfett“ aufgebaut werden. Auch daran kann man Verhalten erforschen: ProbandInnen sollen sich aus einer Reihe von künstlichen Lebensmitteln, die in Farbe und Form den Originalen täuschend ähnlich sind, ihren typischen Mittagsteller aussuchen. Das wird dann analysiert. „Wir versuchen natürlich auch zu berücksichtigen, dass die Menschen wissen, dass sie an einer Studie teilnehmen. Also untersuchen wir beispielsweise auch die Frage: Kann man diesen Daten trauen?“

Nachdem König mögliche Interventionsstrategien in einem geschützten Rahmen identifiziert hat, legt sie den Fokus auf die Anwendung der Strategie im Alltag. Auch dort setzt sie auf moderne Technologien. International sind Gesundheits- und Fitnessapps bereits verbreitet. Ob und warum diese genutzt werden – oder warum auch nicht – hat Laura König gerade mit KollegInnen erforscht. Machen sie ein schlechtes Gewissen oder motivieren sie tatsächlich zu Verhaltensänderung? Stigmatisieren sie, und wie ist das mit dem Datenschutz? Diese Fragen haben in den letzten Jahren auch für Krankenkassen und ÄrztInnen in Deutschland an Bedeutung gewonnen: Seit Ende 2019 gibt es die „App auf Rezept“, zum Beispiel für Adipositas-PatientInnen. Aber auch in der analogen Welt sollen VerbraucherInnen gesunde und nachhaltige Entscheidungen treffen. Deswegen wird Laura König auch das weite Feld der Labels, Nutriscores und Etiketten auf ihre Wirksamkeit untersuchen.

„Die eine Strategie für eine gesunde Ernährung gibt es vermutlich nicht. Es ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, die bestimmen, wie wir uns ernähren. Und genau das ergründen wir hier.“ Kulmbach, weit im Norden der Metropolregion ist in ihren Augen der ideale Ort dafür: „Hier entsteht eine ganz neue Fakultät, mit deutschlandweit einzigartigen Studiengängen, motivierten jungen WissenschaftlerIinnen und StudentInnen – in diesem Klima zu arbeiten, ist wunderbar!“ Und weil Kulmbach eine lange, große Lebensmitteltradition hat, weil hier handwerkliche und industrielle Lebensmittelproduzenten sitzen, ist es ein besonders spannendes Umfeld für Feld-Forschung, berichtet König. 

Uni Bayreuth

Die Universität Bayreuth versteht sich als eine Besonderheit in der bayerischen Universitätslandschaft: Sie bringt Felder zusammen, die andernorts strikt durch Fächer- und Fakultätsgrenzen getrennt sind. Sie lässt Menschen miteinander lernen und arbeiten, die an anderen Universitäten nicht einmal voneinander wissen. So sind disziplinenübergreifende Profilfelder entstanden, die Vorbildcharakter und internationale Strahlkraft haben. Viele der rund 160 Studiengänge an sieben Fakultäten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften setzen diesen inter- und transdisziplinären Ansatz um. Die Universität Bayreuth hat für sich vier zukunftsträchtige Querschnittsbereiche definiert: Internationalisierung, Digitalisierung, Chancengleichheit und Diversität sowie Nachhaltigkeit. Jedes klassische Handlungsfeld wird daraufhin überprüft, ob und wie es diesen vier Fragen unserer Zeit angemessen begegnen kann. Nachhaltigkeit heißt dabei auch, permanent Impulse zu geben und weltweit Innovationen auszulösen. Kreativ, mutig, innovativ und lebenswert! Eben mehr als eine Universität.

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„Innovationskunst beschreibt das Geschick, neue Ideen und Erfindungen für deren wirtschaftliche Umsetzung zu kreieren und so einzusetzen, dass sie am Markt und in der Gesellschaft erfolgreich sind“. Innovationskunst wird in der Europäischen Metropolregion Nürnberg schon vielfältig und mit langer Tradition gelebt: bei den in der Region ansässigen Weltmarken und den 150 mittelständischen Hidden Champions, in den Forschungseinrichtungen, im Medical Valley, an den Hochschulen oder bei internationalen Technologiemessen. 21 Hochschulen, rund 100.000 Studierende und knapp 50 F&E-Einrichtungen in der Metropolregion bilden die „innovative Basis“ mit der Besonderheit, dass die Hochschulen nicht nur in den Städten zu finden sind, sondern auch in ländlichen Räumen. Die Initiative Innovationskunst bündelt diese Stärken der Metropolregion unter einem Dach und macht den Ideenreichtum sowie die Innovationskraft der Region sichtbar.

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