Metropolregion gestaltet Wirtschaftskraft durch Innovationen
Die Europäische Metropolregion Nürnberg zählt zu den bedeutendsten und dynamischsten Wirtschaftsregionen in Europa. 1,9 Millionen Beschäftigte in rund 150.000 Unternehmen erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von mehr als 134 Milliarden Euro. Damit das so bleibt, fördert die Metropolregion aktiv die Vernetzung technologiegetriebener Leitbranchen im Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (Leitbild WaBe).
Dr. Michael Fraas, Geschäftsführer des Forums Wirtschaft und Infrastruktur und Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, sagt hierzu: „Mit starken Branchennetzwerken in der Metropolregion Nürnberg gestalten wir im Zuge der Digitalen Transformation neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle. Die Netzwerke erreichen über Mitgliedschaften knapp 900 Unternehmen und Institutionen in Nordbayern; durch Veranstaltungen und Projekte über 5.000 Akteure allein im letzten Jahr. Gemeinsam gestalten sie Innovationen in digitaler Gesundheitswirtschaft, intelligenter Mobilität, nachhaltigen Energiesystemen und vernetzter Produktion.“
Markus Lötzsch, fachlicher Sprecher des Forums Wirtschaft und Infrastruktur und Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken, fasst die Ergebnisse der Zusammenarbeit wie folgt zusammen: „Unsere IHK hat bereits seit Jahren die Federführung für die Erarbeitung und Fortschreibung des Leitbilds WaBe. Mit der Identifizierung von Kompetenz- und Aktionsfeldern haben wir eine Fokussierung geschafft. Die aktuellen Beispiele der Clusterarbeit zeigen, dass wir Brücken zwischen den Kompetenzfeldern geschlagen haben, die uns als herausragenden Standort positionieren. Unter dem Strich haben wir bei wichtigen technologischen Zukunftsfragen Projekte in Millionenhöhe umgesetzt und die internationalen Partnerschaften deutlich gestärkt.“
Dass dabei Greifbares herauskommt, verdeutlichen vier aktuelle Beispiele aus der aktiven Clusterarbeit in der Metropolregion Nürnberg.
Die Chancen der Medizin der Zukunft für den Bürger erlebbar machen – Medical Valley Digital Health Application Center Bamberg
Mit einer Förderung in Höhe von 15 Millionen Euro durch den Freistaat Bayern entsteht in Bamberg ein neues Technologietransferzentrum für digitale Gesundheitsanwendungen (Digital Health). Digital Health-Technologien können eingesetzt werden, um bessere Therapieansätze zu finden und Behandlungen zu individualisieren. Mehr Transparenz und Information ermöglicht es Patienten zudem, die Chancen und Risiken der eigenen Behandlung zu verstehen und Entscheidungen darüber zu treffen.
Jörg Trinkwalter, Leiter Clustermarketing & Development beim Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg e.V., erläutert: „Die Digitalisierung bietet viele Chancen in der Gesundheitsversorgung. Die Ideen müssen aber auch in der Praxis Anwendung finden. Mit dem Medical Valley Digital Health Apllication Center sorgen wir dafür, dass Digital Health-Technologien in der Regelversorgung und damit bei den Patienten ankommen. Damit das funktioniert, bauen wir die passende Infrastruktur auf und binden die Gesundheitsinstitutionen vor Ort als aktive Gestalter mit ein.“
In einem ersten Schritt wird die Krankheit Parkinson ins Visier genommen. An realen Fällen werden digitale Lösungen zur Verbesserung der Behandlung, der häuslichen Versorgung und der Teilhabe entwickelt. Mit Hilfe der Daten von Wearables lässt sich beispielsweise der Therapieerfolg besser messen und nachjustieren. Solche Geräte können auch Gefahrensituationen, wie Stürze besser erkennen und Hilfe rufen. Erkenntnisse über Parkinson können später auf andere chronische Krankheiten übertragen werden und die Lebensqualität vieler Patienten deutlich verbessern.
Das Lastenrad erobert die City
Mit der zunehmenden Nutzung des Onlinehandels steigt das Paketvolumen und damit auch die Zahl der Kleintransporter der Paketzusteller. Oftmals sind diese gezwungen, in zweiter Reihe zu parken und behindern damit den Verkehrsfluss. In einem mehrfach ausgezeichneten Modellprojekt werden in Nürnberg Mikrodepots und Lastenräder die für Paketzustellung auf der sogenannten „letzten Meile“ - also dem Weg zwischen den Mikrodepots und dem Empfänger - eingesetzt. Seit Anfang 2017 nutzen die Paketdienste DPD und GLS unter wissenschaftlicher Leitung der Technischen Hochschule Nürnberg Mikro-Depots und Lastenräder für die Zustellung von Paketen in Nürnberg. Mitinitiator ist das Mobilitätscluster Center for Transportation and Logistics – Neuer Adler e.V. unter finanzieller Beteiligung des Freistaats Bayern, der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Stadt Nürnberg.
Die Ergebnisse des Pilotprojektes zeigen sehr deutlich, dass die Lastenräder in Verbindung mit Mikrodepots eine zukunftsfähige und praxistaugliche Alternative zu herkömmlichen Zustellfahrzeugen sind. Sie erhöhen die Flexibilität und verringern gleichzeitig gesundheitsschädliche Lärm- und Schadstoff-Emissionen. In geeigneten innerstädtischen Gebieten kann ein Lastenrad das herkömmliche Zustellfahrzeug fast vollständig ersetzen. Das macht die Paketzustellung in der Innenstadt nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch effizienter.
„Aufgrund der engen Zusammenarbeit im Innovationsnetzwerk zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung konnte dieses herausragende Mobilitätsprojekt für umweltschonenden Güterverkehr in Nürnberg entwickelt und umgesetzt werden. Die Projektpartner erhielten bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für ihre Arbeit. Diese Auszeichnungen belegen eindrucksvoll, dass in Nürnberg ein übertragbares Vorzeigebeispiel für nachhaltige Stadtlogistik für den deutschen aber auch für den internationalen Logistikmarkt entwickelt und realisiert wurde“, führt Dr.-Ing. Werner Enser, Geschäftsführer CNA e.V., aus.
Und das Vorzeigeprojekt läuft weiter. Mit den wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen der letzten Monate wird nun von der Technischen Hochschule Nürnberg ein neuartiger Lastenradprototyp entwickelt, der speziell auf die technischen Bedürfnisse der Kurier-, Express- und Paketdienste zugeschnitten ist.
Kollege Drohne misst Strom und Spannung
Eine Drohne schwebt über einem Solarkraftwerk. Mühelos und vollautomatisiert fliegt sie die gesamte Anlage ab, und misst dabei über Infrarotstrahlung den Zustand jedes einzelnen Moduls. Nachdem sie fertig ist, fliegt sie zur Basisstation zurück und erstellt automatisch einen Report an den Anlagenbetreiber. So oder so ähnlich sieht die Zukunft der Messtechnik für die Energiewende aus. Denn die Energiewende in Deutschland schreitet voran und mit ihr entstehen im ganzen Land unzählige kleine Kraftwerke – Solarzellen, Windkrafttürme und Wasserkraftwerke. Diese Anlagen müssen regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden. Das stellt ganz neue Anforderungen an die Messtechnik.
Dr. Jens Hauch, Vorstandsvorsitzender der ENERGIEregion Nürnberg e.V., erklärt: „Aus der Region Nürnberg heraus wollen wir an diesem neuen Markt partizipieren. Wir haben daher erfolgreich ein Kooperationsnetzwerk mittelständischer Unternehmen aufgesetzt, in dem wir die Anforderungen an die Messtechnik der Zukunft definieren und die technische Entwicklung in Gang bringen. Wir wollen in den nächsten Jahren mit marktfähigen Lösungen an den Start gehen.“
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 100.000 Euro geförderten ZIM-Kooperationsnetzwerks mobiInspec entwickeln und vermarkten kleine und mittlere Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen innovative mobile Messverfahren für die Untersuchung und Inspektion von energietechnischen Anlagen und Netzen.
Die digitale Produktion im Blick
Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und datengetriebene Geschäftsmodelle sind maßgebliche Innovationstreiber für produzierende Unternehmen. Eingesetzt werden diese Technologien beispielsweise im Siemens Elektronikwerk Amberg, bei der Fertigung von Schaeffler in Herzogenaurach sowie in der Speed Factory von Adidas in Ansbach.
„Wir wollen moderne Methoden der Digitalisierung wie Data Analytics viel stärker als bisher in mittelständischen Unternehmen verankern und die internationalen Partnerschaften stärken“, betont Dr. Ronald Künneth, Leiter des Automation Valley Nordbayern bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken.
In mehreren Kooperationsforen, organisiert mit der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft e.V., wurden Chancen und Hemmnisse bei der Umsetzung von datengetrieben Geschäftsmodellen in mittelständischen Produktionsunternehmen untersucht. Hieraus ist ein Leitprojekt „Data Driven Industry 2025“ entstanden, das Potenzial für neue Kooperationsprojekte in der Region aufzeigt.
Darüber hinaus hat das Automation Valley Nordbayern gemeinsam mit weiteren regionalen Akteuren die jährliche europäische Kongressreihe „Integrated Plant Engineering Conference“ zur vernetzten Produktion etabliert. Der nächste Kongress findet am 13. März 2019 zum Thema „Data Analytics at the Edge“ in der IHK Akademie Mittelfranken in Nürnberg statt.
Metropolregion Nürnberg setzt bei zukunftsrelevanten Wirtschaftsbereichen auf Kooperation
Der Erfolg dieser Projekte liegt in Offenheit und Kooperation. Denn längst ist das Innovationsgeschehen in vielen Bereichen der Wirtschaft so schnelllebig und komplex geworden, dass es für den einzelnen Betrieb schwer werden kann mitzuhalten.
Die Cluster in der Metropolregion – Netzwerke für spezifische Branchen und Technologien – setzen daher ganz bewusst auf branchen- und technologieübergreifende Kooperationen in Themen mit hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz. Diese sind im Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (Leitbild WaBe) der Europäischen Metropolregion Nürnberg festgeschrieben. Es geht um digitale Gesundheitswirtschaft, intelligente Mobilität, nachhaltige Energiesysteme und vernetzte Produktion (Aktionsfelder).
Die sieben Technologiecluster Center for Transportation and Logistics – neuer Adler e.V., ofraCar Automobilnetzwerk e.V., Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft NIK e.V., Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg e.V., ENERGIEregion Nürnberg e.V., Kompetenzinitiative Neue Materialien Europäische Metropolregion Nürnberg KINEMA und Automation Valley Nordbayern haben im Jahr 2016 zusammen den „Innovationspakt für die Europäische Metropolregion Nürnberg“ ins Leben gerufen. Der Pakt ist - mit Beschluss des Rats der Europäischen Metropolregion Nürnberg - das zentrale Instrument für die Umsetzung des Leitbildes WaBe mit den vier vorgenannten Aktionsfeldern. Er wird von der Wirtschaftsförderung Nürnberg organisiert.
Im Innovationspakt tauschen sich die Cluster regelmäßig aus, entwickeln branchen- und technologieübergreifende Strategien und Maßnahmen. Dass sich die Kooperation über den eigenen Tellerrand hinweg lohne, zeigen die Erfolge, betonen die Netzwerke. Neben den bereits genannten Maßnahmen wurde unter anderem 2018 ein zweitägiger Kongress zu zukunftsfähigen Mobilitätslösungen in der Europäischen Metropolregion Nürnberg mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisiert oder ein deutschlandweites Netzwerk zu nachhaltigen Energiesystemen mit rund 100 Unternehmen aus dem Energiesektor, aus Information und Kommunikation sowie Automation aufgebaut. Die Cluster der Metropolregion wollen die erfolgreiche Innovationsarbeit im Innovationspakt für die Europäische Metropolregion Nürnberg daher in den kommenden Jahren weiterführen und ausbauen.