Starker Branchen-Mix trotzt Corona: Förderverein Wirtschaft der Metropolregion Nürnberg zieht Bilanz
Auf der Mitgliederversammlung wurden Leuchtturm-Partner und innovative Projekte vorgestellt.
Wie sieht die Zukunft verschiedener Branchen nach dem wirtschaftlichen Einbruch durch Corona aus? Unter anderem darüber wurde auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins „Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg“ am 24. September diskutiert. Bei der Veranstaltung im Historischen Rathaussaal in Nürnberg wurden fünf neue Leuchtturm-Partner der Metropolregion vorgestellt und ein Vorstandsmitglied nachgewählt.
„2020 ist für die Wirtschaft ein Jahr der großen Herausforderungen und Chancen“, stellte der Wirtschaftsvorsitzende Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst in seiner Begrüßungsrede fest. Die Corona-Pandemie mit ihren weltweiten Lockdowns hat eine globale Rezession bisher ungekannten Ausmaßes ausgelöst. „Die strukturellen Auswirkungen treffen zahlreiche Branchen der Wirtschaft – doch dabei gibt es nicht nur Verlierer! Der breite Branchen-Mix der Wirtschaft macht die Metropolregion resilienter als andere Standorte“, betonte Wübbenhorst. Zudem würden durch die Krise Trends zur Nachhaltigkeit und Regionalisierung verstärkt.
Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat es sich der Förderverein Wirtschaft zur Aufgabe gemacht, die Stärken der regionalen Wirtschaft mit Hilfe von Unternehmen, Kammern und Verbänden zu bündeln und so die Europäische Metropolregion Nürnberg national und international stärker ins Bewusstsein zu rücken. Aktuell zählt der Förderverein 178 Mitglieder. Besonders aktiv in der Metropolregion sind die Leuchtturm-Unternehmen. „Ich freue mich, Ihnen heute fünf weitere Unternehmen vorstellen zu dürfen, die sich für die Region stark machen. Inzwischen engagieren sich 29 Leuchtturm-Unternehmen mit einem Jahresbeitrag von mindestens 10.100 Euro für die Metropolregion. Das macht Mut für die Zukunft!“, so Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst.
Als neue Leuchtturmpartner 2020 begrüßte der Wirtschaftsvorsitzende: Den 1. FC Nürnberg, der durch den Aufsichtsratsvorsitzenden des Fußballclubs Dr. Thomas Grethlein vertreten war. Die Mercedes Benz Niederlassung Nürnberg, die bereits seit April 2020 Mobilitätspartner ist: in dieser Rolle stellt sie der Metropolregion für ein Jahr ein umweltfreundliches Plug-in-Hybrid-Fahrzeug als Dienstwagen zur Verfügung. Die FAI Aviation Group, eine Flugzeuggesellschaft mit Sitz in Nürnberg, die sich auf VIP-Flüge, Fracht- und Express-Kurier-Flüge, sowie Flugzeug-Managementberatung, -Leasing und -Verkauf spezialisiert hat. Als weitere neuer Unterstützer der Metropolregion kamen die Nürnberg Ice Tigers Eishockey GmbH und die Geschäftsbank Bayern LB hinzu.
„Die Metropolregion ist ein Platz für starke Unternehmer – und für starke Unternehmerinnen“, sagte Dr. Christa Standecker, Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg, die im Rahmen der Sitzung ein neues „Platz für…“-Motiv vorstellte. Die Kampagne „Platz für…“ porträtiert regelmäßig Menschen, die in der Metropolregion leben und den Wirtschaftsstandort durch ihr persönliches Engagement prägen. Das aktuelle Motiv mit dem Titel „Platz für Engagierte“ zeigt Ingrid Hoffmann, eine der großen Gründer-Persönlichkeiten aus der Region. Die Pionierin aus der Personaldienstleister-Branche steht an der Spitze der I.K. Hofmann GmbH, die sich vom Sechsmannbetrieb zu einem international tätigen Unternehmen mit knapp 20.000 Mitarbeitern entwickelt hat.
Des Weiteren präsentierte Dr. Standecker das erste Motiv von „Platz für Innovationskünstler und -künstlerinnen“. Die neue Reihe der Wirtschaft und Wissenschaft ist Teil der Mitmachkampagne „Platz für…“ und rückt technikbegeisterte Menschen ins Licht. Das erste Innovationskünstler-Motiv wurde von der Baumüller Gruppe erstellt, einem führenden Hersteller elektrischer Antriebs- und Automatisierungsantriebe. Es zeigt Prozessoptimier Felix Wieser, der bei seinem Arbeitgeber Baumüller die automatisierte Roboteranlage „Anton“ mitentwickelt hat.
Gerade die Branchen, die auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzen, könnten mittelfristig positiv aus der Corona-Krise herausgehen, stellte Hubert Siply, der Verantwortliche für Länderrisiko und Branchenanalyse der BayernLB in seinem Vortrag „Nicht nur Verlierer – Covid-19: Strukturelle Auswirkungen auf Branchen“ fest. „Der Corona-Einbruch ist kurz, das Aufholen dauert lange“, sagte er. In seiner branchenübergreifenden Analyse bemerkte Siply, dass die massiven fiskalischen und geldpolitischen Stimuli ab dem zweiten Halbjahr 2020 für eine Erholung der Wirtschaft sorgen. Mittelfristig seien durch die Krise auch positive Auswirkungen für Gesundheitswesen und Informationstechnologie zu erwarten.
Dass die Technologie für die Zukunft der Metropolregion eine bedeutende Rolle spielt, der Meinung war auch Dr. rer. nat. Andreas Gundelwein, der beim Deutschen Museum München für die Museumsleitung Ausstellungen und Sammlungen zuständig ist. Aktuell wird in Nürnberg das „Zukunfts-Museum“ als Zweigstelle errichtet. Während am Standort Nürnberg die Technologien der Zukunft abgebildet werden sollen, zeigt das Museum in München die historischen Technologien. In einer Präsentation gab Gundelwein erste Einblicke in das Nürnberger Museum, dass die Zukunft anhand von Wissenschaft und Fiktion zeigt und verstärkt auch interaktive Elemente und gesellschaftliche Fragen einfließen lässt. Die Arbeiten am Nürnberger Standort laufen unter corona-bedingten Sicherheitsvorgaben weiter, die Eröffnung des neuen Gebäudes im Herzen der Altstadt ist für Anfang 2021 geplant.
Die Vorstandsmitglieder werden gemäß Satzung des Fördervereins für drei Jahre gewählt. Die letzte Wahl fand 2018 statt – bei der aktuellen Versammlung waren deshalb keine Neuwahlen erforderlich. Jedoch wurde ein Posten nachbesetzt. Michael Sigmund, Leiter des Regionalreferats Erlangen/Nürnberg der Siemens AG, wurde von den Anwesenden einvernehmlich als Nachfolger von Heinz Brenner gewählt. Nach langjährigem Engagement für die Metropolregion Nürnberg war dieser nach Eintritt in den Ruhestand von seinem Posten im Vorstand zurückgetreten.