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Peter Kunz

Zeitgenössische Foto-Kunst im Gewand des 19. Jahrhunderts

Die Jury des Forums Kultur der Metropolregion Nürnberg hat den Fotograf Peter Kunz zum Künstler des Monats Juli der Metropolregion gewählt.

Die Fotografie führt in der Kunst noch immer eher ein Schattendasein. Es gibt im Vergleich noch wenige Ausstellungen in großen Kunstmuseen und nur wenige Fotografen sind als Bildende Künstler bekannt. Dabei ist die Fotografie seit ihren Anfängen immer auch hohe Kunst, das gerät in Zeiten der Digitalfotografie und der Nachbearbeitungen oft in Vergessenheit. Einer der spannendsten Künstler der Metropolregion in diesem Metier ist der Fotograf Peter Kunz aus Fürth.

Als Fotograf für Mode- und Werbefotografie hat er begonnen, inzwischen gilt sein Interesse vor allem den historischen Techniken, allen voran der Fotografie mit Nasskollodium-Platten. Die Nassplatten- oder Kollodium-Fotografie löste ab 1851 auf einen Schlag die vorhergehenden, ersten fotografischen Verfahren ab. Auf den mit einer versilberten, hauchdünnen Schicht aus Kollodium (eine leicht zähflüssige Mischung aus Schießbaumwolle, Ether und Alkohol) überzogenen Glasplatten konnte man extrem hochauflösende Direktpositive und Negative herstellen. Die Lichtempfindlichkeit des neuen Materials war höher, was zum ersten Mal Momentaufnahmen ermöglichte und der Fotografie neue Ausdrucksmöglichkeiten erschloss – alle diese Möglichkeiten schöpft der Fürther Fotograf voll aus, und er geht weit darüber hinaus.

Peter Kunz, geboren 1972 in Fürth, erhielt seine Ausbildung zum Fotografen bei Jochen Schuldt in Nürnberg. Er war als Assistent bei verschiedenen Fotografen im In- und Ausland sowie als freier Fotograf u.a. in Australien tätig. Neben seiner Tätigkeit als Fotograf und Autor studierte er Geschichte, Theater- und Medienwissenschaften sowie Philosophie in Erlangen und Venedig. Die Faszination für die Fotografie als Kunstform, das Wissen eines studierten Historikers und die Erfahrung mit Inszenierungen (in der Werbung sowie auf der Bühne) liefern die Grundlage für seine künstlerische Arbeit, die er bereits in zahlreichen Ausstellungen in Berlin, Nürnberg und der gesamten Region (unter anderem gemeinsam mit Camera Obscura-Fotograf Günter Derleth) präsentierte, die er zudem in Workshops und als Lehrbeauftragter für verschiedene Institutionen (Schulen, Universitäten, Bildungs-einrichtungen) weitergibt. Im Wintersemester 2017/2018 hielt er Vorlesungen zur Geschichte der Fotografie an der TH Georg-Simon-Ohm in Vertretung von Prof. Christoph Schaden. Dass seine Arbeit mit der Leidenschaft für die Weitergabe verbunden ist, davon erzählen auch die zahlreichen Projekte mit Kindern und Jugendlichen, denen er mithilfe der Fotografie die Augen öffnet für eine Schönheit und für eine Ästhetik, die in der schnelllebigen digitalen Welt nicht selten übersehen wird. Peter Kunz hat auch die kommenden Generationen im Blick.

Der Fotograf Peter Kunz schafft Bilder, die in ihrer Atmosphäre und Ästhetik einzigartig sind und den Betrachter sofort in ihren Bann ziehen. Auf den ersten Blick sehen seine Fotografien wie historische Aufnahmen aus, bei näherem Hinsehen wird jedoch deutlich, wie der Künstler diese historisierende Anmutung aufbricht. Künstlerisch auf der Höhe der Zeit und mit den Standpunkten der zeitgenössischen Kunst vertraut, versetzt er die zumeist in Sepia-Tönen erscheinenden Fotografien mit modernen Perspektiven und zeitgemäßen – auch gesellschaftlichen – Fragestellungen. Beeindruckend ist es zudem, wenn Peter Kunz mit seinem Dunkelkammerzelt unterwegs ist, wenn er wie ein Reisender zwischen Raum und Zeit mit Schürze und Schutzbrille in dieses verschwindet, wie in einer Zeitkapsel, um dann mit Kunstwerken wieder herauszukommen, die zwar ein historisches Gewand tragen, in ihrer Verortung aber aktueller nicht sein können.

Dr. Maria Wüstenhagen

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