Otakar Skala
Otakar Skalas Talent, sich selbst und seine Umwelt unkonventionell zu hinterfragen und seine
Beobachtungen geistreich in eigenständigen Performances öffentlich zu machen, wurde in
Nürnberg schnell erkannt.
Geboren 1996 im böhmischen Kurort Marienbad und aufgewachsen in Cheb (Eger) im westlichen Tschechien machte Otakar Skala, nachdem er als Gastschüler ursprünglich nur für ein Jahr nach Deutschland kommen wollte, 2016 sein Abitur in Bayreuth. Danach zog es ihn über ein Studium der Kunstgeschichte in Bamberg an die AdBK Nürnberg, wo er freie Kunst bei Prof. Jochen Flinzer studierte. Otakar Skalas Talent, sich selbst und seine Umwelt unkonventionell zu hinterfragen und seine Beobachtungen geistreich in eigenständigen Performances öffentlich zu machen, wurde in Nürnberg schnell erkannt. Und so bekam er Gelegenheit, 2018 zur Eröffnung des tanz.tausch Weekends in der Tafelhalle seine Performance über den damals amtierenden, u.a. durch minderheitenkritische Äußerungen polarisierenden tschechischen Präsidenten Miloš Zeman einem internationalen Publikum zu zeigen, das sich sofort zu Begeisterungsstürmen hinreißen ließ. Seitdem ist er Gast bei unterschiedlichen Festivals und Ausstellungen in Nürnberg, u.a. 2019 bei der „Liminale“ im Z-Bau, 2023 bei der „Blauen Nacht“ oder der vielbeachteten Ausstellung „Who’s afraid of Stardust“ in Kunsthaus und Kunsthalle. Sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg schloss er im letzten Jahr als Meisterschüler ab und erhielt für seinen Arbeitskomplex „Haus of Skala“ den Absolvent*innenpreis. Hinter dem Titel „Haus of Skala“ verbergen sich seit 2020 komplexe multimediale, performative Installationen mit eigenem Merchandising. Im Zentrum seiner Arbeiten steht die glamouröse Selbstinszenierung in unserer medial geprägten Welt. In seinen Performances kombiniert er Ästhetiken aus Popmusik, Film, Mode mit queeren Bildwelten und christlicher Ikonografie. In High Heels, den Körper spärlich mit Perlenketten bedeckt, bewegt er sich stundenlang radikal intim auf einem Podest und setzt sich den oft voyeuristischen Blicken der Betrachter*innen aus. Er hinterfragt die Zuweisung von Geschlechterrollen ebenso wie den Wunsch, alles in Kategorien sortieren zu wollen. In seinen Performances definiert Otakar Skala eine klare Grenze zwischen Performer*in und Betrachter*in, um sie dann aber lustvoll zu übertreten, indem er z.B. einen Zuschauer küsst oder anzüglich umarmt. Damit holt er alle Zuschauer*innen aus ihrer Komfortzone und regt an, neu über Konventionen nachzudenken.
Mit der Performance „Holy Water“ zur Eröffnung der Ausstellung „dysmorphia“ in der Egidienkirche löste Otakar Skala eine Kontroverse unter Kirchenvertreter*innen aus. In sparsamer Lacklederbekleidung räkelte er sich auf dem Altar unter dem Kruzifix und deutete mit seinen Bewegungen zu Madonna-Songs Sexualverkehr an. Um sich möglichst lässig und attraktiv stundenlang bewegen zu können, trainiert Otakar Skala übrigens hart. Bei seinen teilweise bis zu fünf Stunden andauernden Performances, in denen er sich dem Publikum schonungslos aussetzt, zieht er sich zahlreiche Blessuren und manchmal auch eine Erkältung zu. Marina Abramović lässt grüßen. Als nächstes ist Otakar Skala am 22.06.2024 im Brutus in Rotterdam zu erleben. Hier begleitet er die erste Solo-Ausstellung des Künstlers Felix Burger in den Niederlanden mit der Performance und Video-Installation Circus Burger & Skala. Zweifelsohne gehört Otakar Skala zu den Künstler*innen, die Reibung erzeugen, indem sie gesellschaftliche Normen provokativ hinterfragen. Doch genau das ist es, was eine lebendige Gesellschaft braucht. Jemanden, der den Diskurs öffentlichkeitswirksam in Gang setzt. Für seine mutige Arbeit ist er vom Forum Kultur der europäischen Metropolregion Nürnberg zum Künstler des Monats gekürt worden.
Text: Gerti Köhn, M.A., Kulturamtsleiterin der Stadt Fürth