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Inkyu Park

Künstler der Metropolregion Nürnberg im April 2024

Schon aus der Ferne bannen seine farbig-silbrig glänzenden Skulpturen die Aufmerksamkeit der Betrachter. Ist das nicht die berühmte „Laokoon-Gruppe“ oder der geniale „Denker“ von Rodin? Doch etwas ist anders, erzeugt Reibung. Es ist nicht nur die Farbigkeit, sondern auch die Materialität, die hier ins Auge sticht, handelt es sich doch nicht um Marmor oder Bronze sondern um profane Tetra Paks.

Der bildende Künstler Inkyu Park lebt seit drei Jahren in Fürth. In Namyangju, einem Vorort von Seoul geboren, studierte er zunächst Malerei an der Chung-Ang Universität in seiner Heimatstadt, 2014 beginnt er ein Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Peter Kogler, das er 2021 mit dem Diplom abschließt. Es folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, bei der Schwabacher Kunstbiennale „ortung“ erhielt er 2023 den Publikumspreis für seine vergoldete Replik der „Venus von Milo“.

Mit Getränkeverpackungen beschäftigt sich der Künstler seit 2019. Zuvor bediente er sich Werbebroschüren, die er in Streifen schnitt und zu großen organischen Formen zusammenklebte. Doch die Getränkeverpackungen haben seinen Haltbarkeitstests besser standgehalten, weshalb er inzwischen das robustere Material verwendet.

Für die Neuinszenierung bekannter bildhauerischer Werke benötigt Inkyu Park je nach Größe der Skulptur pro Jahr rund 500 der außen bunt bedruckten und innen silberbeschichteten Getränkeverpackungen, wie sie von unserer Konsumgesellschaft massenhaft verbraucht werden. Meist bekommt er diese von Freunden bereits ausgewaschen und aufgeschnitten geliefert. Mit Hilfe einer japanischen Falt- und Origami-Software fertigt der Künstler 2D-Schnittbögen aus Tetra Pak-Pappe, nach denen er dann in präziser, tagelanger Handarbeit zehntausende Einzelteile zu menschengroßen polygonalen Plastiken zusammensetzt. Anschließend montiert er diese auf filigrane Holzkonstruktionen.

Dabei sind Inkyu Parks Skulpturen mehr als nur sehr genau gefertigte Upcycling-Arbeiten. Als kluger Beobachter unseres Zeitgeschehens stellt er uns mit seinen Werken verschmitzt Fragen, z.B. über den Wandel unserer Wertvorstellungen, über die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft und über die Schädigung der Umwelt durch unser Konsumverhalten. Im Zeitalter der Digitalität stellt er außerdem die Trennung zwischen Original und Kopie zur Diskussion.

Zur Zeit arbeitet der umtriebige Künstler an einem vom BBK Bayern geförderten Projekt namens „Curtain N.1“. Dabei handelt es sich um eine riesige Tetra Pak-Polygon-Gardine. Der Vorhang soll wie eine Wand wirken, die keine Blicke auf die andere Seite zulässt. Inkyu Park thematisiert hier den Rückzug des Individuums aus der Gesellschaft ins Private und damit einhergehendes, zunehmendes Online-Shopping, Einsamkeit und Frust. Der Vorhang wird Ende des Jahres 2024 im kultur.lokal.fürth in einer Einzelausstellung zu sehen sein. Bis dahin lohnt ein Blick auf die Website des vielseitigen Künstlers: www.q191919.com oder https://www.instagram.com/q1919191919/?hl=hu

 

Text: Gerti Köhn, M.A.

Inkyu Park

Foto: Vincent Entekhabi

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