Heinrich Hartl
Pianist und Komponist
"Das Licht ist in den Tönen“ - Das ist eine bekannte Aussage von Heinrich Hartl. Geboren ist er 1953 in Deggendorf und aufgewachsen in Nürnberg Altenfurt, wo er heute noch lebt.
Der Organist, Pianist und Komponist ist ein außergewöhnlicher Mensch und ein begnadeter Musiker, der deutschlandweit bekannt und geschätzt ist. Sein Schaffen ist breitgefächert, und er lässt sich sogar nicht in eine Schublade einpassen sowohl musikalisch als menschlich. Schon früh entfloh der von Geburt an Blinde Musiker dem klassischen Berufsbild des Korbmachers oder ähnlichem und entdeckte die Welt der Musik und mit Bachs Motette „Jesus, meine Freude“ endgültig den Wunsch Musik zu studieren.
Aufgewachsen in der Pubertät mit Janis Choplin und Jimi Hendrix fand sein Herz früh zur Musik, damals schon ohne Grenzen des Musikgenres. Innerhalb von zehn Jahren studierte Heinrich Hartl Orgel, Klavier, katholische Kirchenmusik und Komposition am Meistersingerkonservatorium in Nürnberg. Seit 1985 unterrichtet er an der Universität Erlangen-Nürnberg Klavier.
Hartl ist inzwischen ein prominenter Virtuose. Ein vielseitiger Künstler mit einem breiten Spektrum zu dem die neue Musik gehört wie der Jazz, das Kirchen- wie das Volkslied oder Chanson. Man kennt Hartl vom Theater und seinen Auftritten, wo er mit eigenen Kompositionen auftritt, als Konzertpianist aber auch als Begleiter von Künstlerinnen wie Nessi Tausendschön (Kami & Kaze), Trillergirls, Lizzy Aumeier und vor allem Jutta Czurda mit der er vor 18 Jahren das Nachtschwärmer-Foyer des Stadttheaters Fürth bis heute belebt. In seinem kompositorischen Werk findet sich ein ganzer Kosmos an Chor- und Orchesterwerken, Opern, vielgestaltigster Kammermusik, Liedern und Chansons, Klavierstücken, das wunderbare lyrische Stück für Sopran und Streichquartett “Böhmen liegt am Meer” nach Ingeborg Bachmann. Seine heimliche Liebe aber gilt der Begegnung von Musik und Literatur, der Vertonung von Gedichten. Zwischen Ringelnatz, Lao Tse, Brecht, Rilke, Celan, Kästner und Jandl finden sich selbstverständlich auch vor allem Kusz, Schnetz und Tannert als regionale berücksichtigte Autoren.
Hartls musikalische Intuition und sein hellwaches Interesse an der Gegenwart ist geprägt durch die Zusammenarbeit mit verschiedensten Künstlern, freien und festen Institutionen (z.B. Pocket Opera, Hans Sachs Chor; Studio Franken des Bayerischen Rundfunks). Zum 65. Geburtstag (2018) veranstaltet die Musikschule Nürnberg für den Komponisten und Pianisten Heinrich Hartl ein Festkonzert bei dem sein kammermusikalisches Schaffen im Mittelpunkt stand. Inzwischen angelangt bei Opus 194 (!) sei darauf hingewiesen, dass der blinde Tonsetzer alles aus seiner Gedächtnisleistung abrufen muss: Hartl spricht die Noten auf eine Kassette, was mit viel Arbeit und Konzentration verbunden ist.
Schon früh wurde das außergewöhnliche Talent des Ausnahmemusikers bekannt und gefördert. Bereits 1985 erhielt er den Kulturförderpreis des Bezirks Mittelfranken. 1994 den ersten Preis bei einem internationalen Kompositionswettbewerbs in der Tschechischen Republik (für das Streichquartett Was im Stillen erblüht op. 61). 1995 Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg. 2006 Wolfram-von-Eschenbach-Preis des Bezirks Mittelfranken und 2012 den Kulturpreis der Stadt Fürth.
„Ein Klavierabend mit dem hochgeschossenen Niederbayern führt atmosphärisch genau in die Mitte von Hartls künstlerischem Tun: In allem Allegro-Furor, in aller launigen Parlando-Freude, in aller ironischen Brüchigkeit steht letztlich doch die Stille im Mittelpunkt.“ Laudatio von Jens Voskamp anlässlich des Kulturpreises 2006.
Weitere Informationen und vor allem Konzerttermine finden Sie unter: www.hartl-musik.de
Die Jury des Forums Kultur würdigt mit Heinrich Hartl einen außergewöhnlichen Komponisten und Musiker, der in und mit der Metropolregion und deren Institutionen und Künstlern lebt und arbeitet.
Text: Ruth Kiefer – Freie Theaterwissenschaftlerin und Publizistin und Jurymitglied.
Bild: Heinrich Hartl