Erika Wakayama
asketisch zurückhaltend - raumgreifend offenbaren
Seit einigen Jahren ist Amberg Lebensmittelpunkt für die 1981 in Japan geborene Künstlerin Erika Wakayama und ihre Familie. Sie absolvierte ihr Studium der Malerei an der Nürnberger Akademie der bildenden Künste bei Prof. Rolf-Gunter Dienst und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Tal R.
In ihren Arbeiten kommen sowohl das Papier als auch die zarten, aber minutiös ausgerichteten Buntstiftlinien zur Geltung. In beidem hat sie eine ihrer japanischen Tradition nahe Ausdruckweise gefunden. Erika Wakayamas Zeichnungen besitzen eine feine Ästhetik durch die hingehauchten, trocken anmutenden Farben ihrer Buntstifte. Auf den bis zu über drei Meter hohen Papierbögen entsteht eine atmosphärische Wirkung, die über den Begriff der klassischen Zeichnung deutlich hinausgeht. Die Materialität bleibt erhalten, denn die weiße Struktur des Papiers dringt durch die sanften Töne hindurch. Installiert im Raum erfahren die Arbeiten einen objekthaften Charakter. Oft pinnt sie die Künstlerin auch einfach nur an die Wand.
Virtuos Zeile für Zeile in akkurat gesetzten Linien behutsam Farbschichten transparent übereinander zeichnend, nähert sich Wakayama einer unbekannten Seite der Welt an und macht dabei Unsichtbares sichtbar. Hierin finden sich außergewöhnliche, schemenhaft gezeichnete Formen und schwebende Figurationen, die anmuten, als seien sie kaum mit der Oberfläche des Papiers verbunden. Sensible Interpretationen der Kreatürlichkeit und einer auf den Traditionen von Shintō und Buddhismus fußenden Dingwelt, deren Einflüsse die Künstlerin von Jugend an verinnerlichte. Die Kami, Geister beseelen ihre Formen, Bäume oder Tiere. Wakayama transportiert naturreligiöse Aspekte in die heutige Zeit und übersetzt die Spiritualität Japans in ihre Bildsprache, in der das Numinose in den Installationen ebenso erscheint wie in landschaftlichen Auffassungen, figurativen Variationen und weiteren Motiven.
In Objekten des täglichen Lebens wird die ironische Seite ihres Tuns sichtbar und ihr intellektueller Witz. Mit einfachsten Mitteln ahmt sie hier Situationen oder Lebewesen nach. Bei Blitzaktionen funktioniert sie Gegenstände im privaten Bereich oder öffentlichen Raum mit geringem Aufwand phantasievoll um. Z.B. erzeugt sie mit Socken auf Heizkörpern und Kartons Bilder von Vierbeinern oder macht aus umgedrehten Galeriehaken Sitzende. Mit hintergründigem Humor pickt sich die Künstlerin Zufallsfunde aus dem Überfluss der zeitgenössischen Welt heraus und schafft daraus abstruse Erscheinungen.
Die im Kontext der japanischen Kultur stehenden, außergewöhnlichen Werke bieten Anreize zum genauen Hinsehen, zum Wahrnehmen und Eintauchen in die ungewöhnliche Thematik der Japanerin. Einerseits asketisch zurückhaltend, andererseits raumgreifend offenbaren sich die Inhalte erst nach längerer und genauer Betrachtung.
Barbara Leicht M.A., Kulturamtsleiterin der Stadt Neumarkt i. d. OPf.