Christiane Toewe
Porzellanobjekte mit gesellschaftspolitischen Bezügen
Christiane Toewe gestaltet Licht, Bewegung und Leichtigkeit mit fragilem Material. Porzellan - das „weiße Gold“ - ist der Werkstoff der in Bamberg lebenden Künstlerin Christiane Toewe. In skulpturalen Einzelwerken und Rauminstallationen, unterschiedlichen Bearbeitungen und vielfältigen Nuancen ist dieses fragile Material seit 1990 Hauptbestandteil ihrer Werke.
Christiane Toewe ist eine Meisterin der Porzellankunst. Sie brennt ihre Objekte in reduzierender Atmosphäre bei 1340°C im offenen Feuer ihres Gasofens. Dadurch entstehen extrem transluzente Gefäße und Objekte in Weiß-, Creme- und Gold-Tönen. Ausgebildet wurde Toewe zur Keramikerin in der Krösselbacher Fayence Manufaktur und in den Werkstätten von Signe Pistorius-Lehmann und Christian Cropp. Anschließend besuchte Sie die Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen. Nach einer Studienreise nach Hong Kong und China ging sie zum Studienaustausch an das College of Art and Design in Farnham/England. Im Anschluss an die Meisterprüfung im Keramikhandwerk/ Koblenz eröffnete die Künstlerin 1994 ein eigenes Atelier für Studioporzellan in Bamberg. 2001 kam außerdem die Ausbildung zur Multi Media Designerin hinzu und seither entstanden viele Foto- und Videoarbeiten. Während Toewes malerische fotografische Arbeiten - zumeist Naturaufnahmen - Leichtigkeit und Bewegung fixieren, können ihre Videoarbeiten diese Aspekte lebendig werden lassen.
Licht als Thema: „Nachdem ich in China und England zum Studienaufenthalt war, war es vor allem die Erkenntnis dass Keramik viel mehr sein kann als Gebrauchsgeschirr. Das Thema „Licht“, das mich beschäftigte wollte ich in skulpturalen Formen einfangen“, erzählt Toewe. Eine große Herausforderung. Intensiv befasste sich die Künstlerin damit, die Eigenschaften des Materials, die Technik und das Brennverfahren entsprechend zu entwickeln und auch elektrische Lösungen für die Beleuchtung zu finden. 1991 entstand die erste Serie der sogenannten ZIP’s. 1998 die ersten Rauminstallationen mit bewegtem, modelliertem Licht. ZIP's sind transluzente Leuchtobjekte aus hauchdünnem Porzellan, die Leichtigkeit, Licht und Bewegung widerspiegeln – alles drei sind wichtige Leitpunkte im Schaffen der Bambergerin. Durch die jeweils unterschiedlich gestalteten Oberflächen, denen Techniken wie Perforation, Malerei, Scraffito, Hoch- und Tiefrelief zugrunde liegen, und das Licht werden die Porzellankörper lebendig und erhalten eine individuelle Gestaltung. Durch Schlitze und Öffnungen verwischen sich zudem die Grenzen von Innen- und Außenraum. Diese Techniken finden sich auch bei der Gruppe der Hängeleuchten „hang UP!“.
Rauminstallationen: In ihren beeindruckenden und äußerst ästhetischen Rauminstallationen bleibt Toewe dem Material Porzellan ebenso treu, verbindet die Einzelobjekte aber meist zu einem – oftmals fragilen – Ganzen. In Werken wie "whispering bottles", "mare nostrum", "take care" greift sie gesellschaftspolitische Themen auf, bezieht oftmals den Betrachter mit ein und macht ihn zum Teil des Ganzen. In den „whispering bottles“, mit denen sie 2017 den Publikumspreis von „ortung X – im Zeichen des Goldes“ gewann, geht es um Interaktion, um Kommunikation. Jede der flüsternden Flaschen reagiert auf eine andere stimmliche Frequenz - oder sie reagiert eben gar nicht. So gleicht die Ansammlung der Flaschen einer Gemeinschaft und deren zwischenmenschlicher Kommunikation: Sie ist möglich, eingeschränkt oder eben blockiert - eine Metapher für unsere Gesellschaft. In „mare nostrum“ sind Tagebuchblätter mit den Eintragungen einer Flucht über das Mittelmeer in Porzellan gebrannt, in „take care“ geht es um das Miteineinander in der Gesellschaft. Wer ist drinnen, wer draußen, was wirkt sich worauf aus?
Aktuell sind Werke der Künstlerin noch bis 15. April in der Ausstellung des Kunstvereins Kulmbach „Schattenlicht-Lichtschatten“ zu sehen. Vom 10. - 13. Mai werden Arbeiten auf der Kunstmesse ART- MuC in München präsentiert. Im Juni folgt eine Kooperationsausstellung mit der Nürnberger Künstlerin Katja Wunderling.
Ein besonderes Highlight ist für Christiane Toewe im Jahr 2018 jedoch die Einladung, drei Monate in Jingdezhen/China in den dortigen Porzellanwerkstätten zu arbeiten. „Dieses Arbeitsstipendium erlaubt es mir, die 2000-jährige Tradition der Porzellanherstellung in China intensiv kennen zu lernen“, so die Künstlerin. Bis dahin und auch wieder danach lädt die Künstlerin gerne in ihr Atelier und den dazugehörigen Ausstellungsraum ein.
Foto: Peter Enzenberger
Text: Sandra Hoffmann-Rivero
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