Beate Höhn
Choreografin und Tanzkünstlerin wurde zur Künstlerin der Metropolregion Nürnberg im August 2023 – eine Auszeichnung des Forums Kultur.
Wenn man die Tanzkünstlerin Beate Höhn diese Tage bei der Arbeit begleitet,dann studiert man mit ihr die Tageszeitung sowie einschlägige politische Magazine, Schriften von Alice Munro und Texte von Elfriede Jelinek, entwickelt ein Konzept und schreibt Förderanträge für die neue Tanzproduktion unter dem Arbeitstitel „Wer lebt, der lügt“. Darin geht es um unsere Gesellschaft, in der sich im Trubel rasanter technologischer Entwicklungen, drohender Klimakatastrophen und politischer Krisen immer mehr Unsicherheit ausbreitet. Lügen, Fake-News, Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Warum entwickeln sich Größenwahn, Skrupellosigkeit? Wieso werden Grenzen ignoriert? Welche Weltsicht liegt der Lüge zugrunde? Beate Höhn sucht zusammen mit ihrem Team und dem Literatur-, Theater- und Musikwissenschaftler Arne Forke, mit dem sie 1999 die Tanztheatergruppe co>labs gegründet hat, nach Antworten. Wie auch alle vergangenen Produktionen von co>labs wird auch dieses Stück mit Spannung erwartet. Denn co>labs macht politisches Tanz-/Performance Theater - hochbrisant und impulsgebend. Beate Höhn ist eine genaue Beobachterin gesellschaftlicher Zustände, übersetzt diese mit ihren Tänzer:innen in eine eigene Körpersprache. Der Künstler Peter Wendl und Studierende der Akademie der bildenden Künste gestalten – wie oft bei co>labs-Produktionen - den Bühnenraum. Die Premiere der neuen Produktion ist für Januar 2024 in der Tafelhalle Nürnberg geplant.
Doch auch jetzt im Sommer sind Produktionen von Beate Höhn auf der Bühne zu sehen, denn sie arbeitet gleichzeitig als Tanzkünstlerin an Nürnberger Schulen. 2010 gründete sie mit der Choreografin Alexandra Rauh den Verein „TanzPartner“, um Tanz als Instrument der kulturellen Bildung an Kindergärten und Schulen zu verankern. Als Tanzkünstlerin arbeitet sie mit Kindern und Jugendlichen in Kindergärten oder Schulen an gesellschaftlich relevanten Themen und setzt diese mit den Teilnehmer:innen in Bewegung um. Jedes Jahr im Juli werden einige der erarbeiteten Projekte bei „TanzPartner auf die Bühne“ in der Tafelhalle im professionellen Rahmen aufgeführt. Für die Kinder und Jugendlichen aber auch für die Lehrkräfte und Familien ein tolles, wichtiges Erlebnis!
Im Vordergrund steht bei ihrer Arbeit die Lust am Experiment, die Suche nach immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten, nach neuen Impulsen, um Theater zu machen, das alle angeht, Relevanz besitzt und gleichzeitig unterhält. Das gelingt ihr mit performativen Installationen im Ausstellungsraum, einem 16-stündigen Camp, bei dem das Publikum zusammen mit internationalen Künstler:innen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang im Theaterraum zusammen kocht, tanzt, diskutiert oder auch bei Performances im öffentlichen Raum oder getanzten futuristischen Stadtführungen.
Mit co>labs ist Beate Höhn international sehr gut vernetzt. So gibt es Partner:innen in Portugal, Österreich, Estland, Schweiz, Iran, Libanon, Sibirien und Mexiko, zu denen die Gruppe mit Gastspielen eingeladen wird oder mit denen sie für eine Produktion in der Tafelhalle zusammenarbeitet. Für ihre gründlichen Recherchen, die fortwährende Suche nach dem, was Tanz/Performance/Theater ausmachen soll, um sein Publikum aufzurütteln, wurde sie mit co>labs schon mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der Einladung zu den Bayerischen Theatertagen, zum Kinder- und Jugendtheaterfestival „Augenblick Mal!“, mit dem Preis „Kinder zum Olymp“ der Kulturstiftung der Länder oder dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg.
Text: Gerti Köhn, Leiterin des Kulturamtes Fürth