Wie kann die Transformation gelingen? Wirtschaftsvertreter:innen der Metropolregion treffen sich bei MAN in Nürnberg
Transformation in der Automobilindustrie, Klimawandel, Mobilitäts- und Energiewende – wie kann Wandel innovativ angegangen werden? Davon überzeugten sich Vertreter der Wirtschaft aus der Metropolregion bei der Mitgliederversammlung auf dem Gelände des Nutzfahrzeugherstellers MAN im Werk Nürnberg.
Transformation in der Automobilindustrie, Klimawandel, Mobilitäts- und Energiewende – wie kann Wandel innovativ angegangen werden? Davon überzeugten sich Vertreter der Wirtschaft aus der Metropolregion bei der Mitgliederversammlung auf dem Gelände des Nutzfahrzeugherstellers MAN im Werk Nürnberg. Zum Infrastruktur-Projekt Stadt-Umland-Bahn (StUB) gaben sie ein eindeutiges Votum ab. Bei der Neuwahl wurde der Vorstand wiedergewählt, mit Oliver Hartmann von Siemens kam ein neues Mitglied hinzu.
„Der Wandel, den das MAN-Werk durchgemacht hat, kann ein Beispiel für andere Unternehmen in der Metropolregion sein. Wir sind mitten in der Transformation, alleine 100.000 Jobs hängen an der Automobilindustrie, viele davon am Verbrenner. Wir können die Herausforderungen mit unserer Wirtschaftskraft von 157 Milliarden Euro und 150.000 Unternehmen, darunter 150 Weltmarktführern und Hidden Champions selbstbewusst anpacken“, sagte Wirtschaftsvorsitzender Prof. Klaus L. Wübbenhorst. Verschiedene Projekte der Metropolregion unterstützen die Region beim Wandel.
Das mit 6,5 Millionen Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt transform_EMN gehört dazu. Es etabliert ein Netzwerk für die rund 500 kleinen und mittleren Unternehmen der Automobilzulieferindustrie. Durch Technologie-Transferangebote, Impulse für neue Geschäftsideen und Qualifizierungsmaßnahmen soll der Transformationsprozess positiv gestaltet werden. Rund 150 Unternehmen sind aktuell – etwa über die technologischen Innovationsplattformen und Fachveranstaltungen – in das Projekt eingebunden. Mehr als 60 individuelle Unternehmensbesuche wurden bislang durchgeführt und zahlreiche Tandempartnerschaften mit Wirtschaftsförderungen, Kammern, weiteren Clustern und Netzwerken etabliert.
Gelegenheit zum Austausch hat die Branche bei der zweiten „Zukunftswerkstatt Automotive Metropolregion Nürnberg“ am 10. April in Amberg. Vor kurzem eröffnete die Ausstellung „Futur II – Mobilität 2050 in der Metropolregion Nürnberg – Wie wir es geschafft haben werden“ im Deutschen Museum Nürnberg. Sie zeigt bewusst eine positive Zukunft, die mit dem Pioniergeist, der Innovationskraft und dem Unternehmertum in der Region erreichbar erscheint und ist dort bis 23. Juni zu sehen, ehe sie durch die Metropolregion tourt.
MAN ist ein langjähriger Partner im Metropolregions-Netzwerk und engagiert sich darüber hinaus auch im Projekt „transform_EMN“. Seit mehr als 180 Jahren existiert MAN in Nürnberg und hat sich in dieser Zeit immer wieder gewandelt: Vom einstiegen Gießereibetrieb über den Turbinenbau bis hin zum Kompetenzzentrum für Nutzfahrzeug-Motoren – und nun Wegbereiter der Elektromobilität. Hier werden Hochvoltbatterien für Lkw und Busse entwickelt und auch produziert. Noch sind es kleinere Stückzahlen, doch ab 2025 werden die Batteriepacks in Großserie gefertigt. Davon konnten sich die Mitglieder des Fördervereins bei ihrer Sitzung im Rahmen einer exklusiven Werkstour überzeugen. Mehr als 100.000 Motoren verließen 2023 das Werk, bald könnten es ebenso viele Batterie-Systeme sein.
„Der MAN Standort befindet sich in der Transformation von einem klassischen Entwicklungs- und Produktionsstandort für Verbrennungsmotoren hin zu einem Kompetenzzentrum für CO2-freie Antriebe. Dies umfasst nicht nur die Entwicklung und Produktion von Hochvolt-Batteriesystemen sondern konzernweit auch die zentrale Bündelung aller Forschungsaktivitäten im Bereich der Wasserstofftechnologie“, sagt MAN-Standortleiter Ulrich Zimmer.
Geforscht wird aber auch in Kooperation mit starken lokalen Partnern: Zusammen mit der FAU Erlangen-Nürnberg und der TH Nürnberg wurde vergangenen Jahres der „Campus Future Driveline“ auf dem MAN-Gelände Nürnberg eröffnet. Hier entsteht eine Kooperationsumgebung mit Synergien aus Know how und Infrastruktur. Die gemeinsamen Förderprojekte umfassen sowohl batterieelektrische, als auch Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Antriebe.
„Der Campus Future Driveline verbindet die Kompetenzen von Industrie und Hochschulen. Dieser neuartige Science-on-Industry Ansatz beschleunigt die Forschung und Entwicklung durch enge Kooperation von Experten nahe an der Anwendung und spart Investitionen durch die gemeinsame Nutzung teurer Versuchstechnik“, sagt Prof. Frank Opferkuch, von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und Leiter des Kompetenzzentrums Energietechnik. Der Campus-Ansatz soll so einen besonders effektiven und schnellen Technologietransfer aus der Forschung in die Anwendung ermöglichen und regionale Impulse für die Standortsicherung durch neue Produkte und neue Lieferanten-Netzwerke geben.
Für eine bessere Verzahnung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Metropolregion Nürnberg steht das Infrastruktur-Projekt StUB. Die 26 Kilometer lange Verbindung zwischen Herzogenaurach und Nürnberg soll 47 Millionen Pkw-Kilometer pro Jahr einsparen. Über die erste Straßenbahn in der Metropolregion über Land stimmen die Einwohner:innen Erlangens am 9. Juni in einem Bürgerentscheid ab. Bei der Mitgliederversammlung tauschten sich die Wirtschaftsvertreter:innen über den aktuellen Stand aus und gaben ein deutliches Votum pro StUB ab. Für die regionale Wirtschaft und auch für Wissenschaftsstandorte sei die Linie essentiell – nicht zuletzt für die Attraktivität der Region für Fachkräfte. Wirtschaftsvorsitzender Prof. Klaus L. Wübbenhorst bedankte sich für das Votum und stellte in Aussicht gemeinsam mit der Politik die Unterstützung weiter voranzutreiben.
Bei der Mitgliederversammlung auf dem MAN-Gelände wurden fünf neue Leuchtturm-Partner der Metropolregion begrüßt: Im Förderverein engagieren sich nun, die Designfunktion, FAI, SpVgg Greuther Fürth, die Moritz Fürst Gruppe, die Nürnberger Arena, Schaeffler und Werk B. Im Vorstand des Fördervereins gab es einen Wechsel: Für Michael Sigmund, der in Ruhestand gegangen ist, kam Oliver Hartmann ins Amt, der ihm auch bei Siemens als Leiter des Regionalreferats Erlangen-Nürnberg nachfolgt. Die weiteren Vorstandsmitglieder wurden für weitere drei Jahre wiedergewählt: Prof. Klaus Wübbenhorst als Vorsitzender und Johann Bögl (Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender Max Bögl GmbH), Dr. Daniela Hüttinger (Geschäftsführerin Hotel Drei Raben) sowie Christian Sendelbeck (Vizepräsident der HWK Mittelfranken). Markus Lötzsch (Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken) war bereits im Vorjahr zum Schriftführer und Schatzmeister gewählt worden.