Transformation fordert die Wirtschaft in der Metropolregion Nürnberg heraus
Steigende Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel und Transformation – Unternehmen beraten sich in der Mitgliederversammlung des Fördervereins Wirtschaft der Metropolregion Nürnberg im Heimatministerium. Erlanger Alt-OB Prof. Dr. Siegfried Balleis folgt auf Hans-Peter Schmidt als Vorsitzender des Kuratoriums.
„Die Situation am Arbeitsmarkt wird sich weiter verschärfen“, prognostizierte Prof. Dr. Ulrich Walwei vor rund 50 Mitgliedern des Fördervereins. Der Arbeitsmarktforscher vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) beschrieb die Engpässe – vor allem in der Altenpflege, bei der Wartung von Straßen und Eisenbahninfrastruktur und am Bau. Weitere Herausforderungen: Gut ausgebildete Arbeitskräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen verlassen den Arbeitsmarkt und die digitale und ökologische Transformation erfordern neue Fähigkeiten. Georg C. Scheiber von Rundstedt & Partner, der Unternehmen zu strategischer Personalplanung berät, appellierte: „Firmen haben die große Aufgabe die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiterzuentwickeln, die sie bereits an Bord haben.“ Insbesondere Elektrifizierung und Digitalisierung sieht Ulrich Zimmer, Standortleiter bei MAN Truck & Bus SE Nürnberg, als Treiber der Transformation im Motorenwerk in Nürnberg. Er ist dabei, eine Mannschaft zu qualifizieren, die nicht nur Verbrennungsmotoren bauen kann, sondern auch in Sachen Elektrifizierung top ist: „Wir müssen dabei neue Wege gehen, die bestehende Mannschaft weiterentwickeln und auch neue Profile in der Ausbildung anbieten, denn vielfach gibt in diesen Bereichen noch keine Ausbildungsberufe.“
Konkret machte Johann Bögl, Vorstandsmitglied des Fördervereins und Aufsichtsratsvorsitzender der Firmengruppe Max Bögl, die Auswirkungen von Lieferengpässen und dem Krieg in der Ukraine auf sein Unternehmen: „Für die 6 wichtigsten Materialien in unserem Unternehmen haben wir im vergangenen Jahr 270 Millionen Euro ausgegeben, in diesem Jahr werden es dafür 570 Millionen. Aber es geht bei dieser Krise nicht nur um wirtschaftliche Auswirkungen, sondern es geht um die Verteidigung unserer westlichen Weltanschauung, um unsere Demokratie, Meinungsfreiheit und die Individualität von uns Menschen.“
„Mit vorhandenen Kompetenzen in Wirtschaft und Wissenschaft sowie etablierten Netzwerken haben wir in der Metropolregion sehr gute Voraussetzungen die Klimaneutralität zu erreichen“, sagte der Wirtschaftsvorsitzende Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst. Daraus entstanden sind aktuelle Projekte wie der Klimapakt, der jüngst gegründete Klimafonds und das neue Projekt „CleanTech-Kompetenz: Accelerator Klimaneutralität“, das das Bayerische Wirtschaftsministerium mit 450.000 Euro fördert. In diesem Projekt soll u.a. ein neues Kongressformat „Clean Tech Innovation Day“ entstehen, das Unternehmen und Forschungseinrichtungen rund um den Energie- und Umweltsektor mit Produkten und Dienstleistungen zur Erreichung der Klimaneutralität vernetzt. Der Klimafonds lädt Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen ein, regionale Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Die ENERGIEregion Nürnberg stellt außerdem in der „Platz für Wasserstoff“-Kampagne Pionierleistungen aus der Wasserstoff-Metropolregion vor. Die erste Story kommt aus der grünen Wasserstofffabrik in Haßfurt. Als Großprojekt, das noch im Sommer starten soll, ist der Aufbau von regionalen Transformationsnetzwerken für die Automobilwirtschaft in der Pipeline. Politische Grundlage ist die Nachhaltigkeitscharta der Metropolregion zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen. „Wir verpflichten uns bei unseren Projekten und Strategien auf Nachhaltigkeit“, sagte Geschäftsführerin Dr. Christa Standecker.
Einen Wechsel gab es im Kuratorium des Fördervereins: Prof. Dr. Siegfried Balleis wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Alt-OB der Stadt Erlangen ist einer der Gründungsväter der Metropolregion, der sich seit Jahren für die regionale Allianz stark macht. Von 2011 bis 2014 war er Ratsvorsitzender. „Ich freue mich sehr darauf, mich in der neuen Funktion für den Förderverein und die Metropolregion zu engagieren“, sagte Prof. Balleis. Sein Vorgänger Hans-Peter Schmidt verabschiedete sich nach mehr als 23 Jahren Engagement für die Region, das 1999 mit dem Kuratoriumsvorsitz des Marketingvereins der Region Nürnberg begann. Der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende der Nürnberger Versicherung war einer der Initiatoren der Metropolregion und setzte sich über viele Jahre für deren Entwicklung ein. Das Kuratorium berät den Vorstand des Fördervereins Wirtschaft in wichtigen und grundlegenden Angelegenheiten des Vereins.