Streuobstwiesen: Saft aus den Regenwäldern der Metropolregion Nürnberg
Die Metropolregion Nürnberg startet ein Projekt zur besseren Vermarktung naturreiner Streuobst-Säfte unter einer gemeinsamen Dachmarke. Damit sollen das Landschaftsbild und die einzigartige Biodiversität erhalten bleiben.
Streuobstwiesen haben eine jahrhundertealte Tradition - die hochstämmigen, meist verstreut stehenden Bäume prägen viele Ortsränder und Landschaften in der Metropolregion Nürnberg. Auf den Wiesen in der Region stehen überwiegend alte, oft seltene Apfel-, Birnen-, Kirsch- oder auch Pflaumensorten. Doch diese Vielfalt ist in Gefahr: um rund 15 Millionen Bäume ist der Bestand in Bayern seit 1965 zurückgegangen. Mit dem Verlust verändert sich nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch eine hohe Biodiversität ist in Gefahr: mit etwa 5000 mitunter seltenen Arten sind Streuobstwiesen ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, zählen zu den ökologisch wertvollsten Biotopen Mitteleuropas. Biologen bezeichnen sie auch als „die kleinen Regenwälder Frankens“. 1,2 Millionen Streuobstbäume stehen in der Metropolregion, das sind 20 Prozent von ganz Bayern.
Gemeinsame Dachmarke soll die Produkte der Streuobst-Initiativen bekannter machen
Aufhalten kann diesen Trend nur eine wirtschaftliche Verwertung und optimale Verarbeitung der naturreinen und gesunden Früchte. Doch wie gelingt es, den vielfältigen Baumbestand dauerhaft zu sichern? In der Metropolregion sind in den letzten Jahren zahlreiche lokale Initiativen entstanden, die die Erträge aus mehr als 200 Hektar Streuobstwiesen verwerten. Ihre Produkte verkaufen sie jedoch meist im direkten Umfeld – und weniger dort, wo ein großes Potenzial an Kunden ist; wie etwa in den größeren Städten der Metropolregion. Eine Lösung soll eine gemeinsame Dachmarke sein, die das vielseitige Angebot der Streuobst-Initiativen bündelt und eine gemeinsame Vermarktung ermöglicht. Unter diesem Dach sollen mehr Verbraucher und Verbraucherinnen in der Metropolregion in den Genuss der regionalen Saft- und Secco-Angebote kommen.
„Wir müssen den Wert und Nutzen von Streuobstprodukten bekannter machen und Vermarktungsmöglichkeiten schaffen, die sich von Massenware abgrenzen. Nur so schaffen wir es, unsere wertvollen hochstämmigen Obstwiesen in der Region zu erhalten. Dafür setze ich mich als Sprecher des Projekts ein“, verspricht Landrat Helmut Weiß aus dem Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim.
Sechs lokale Initiativen sind beim Start dabei
Die Dachmarke steht für geschmackliche Vielfalt, regionale Qualität und zeigt den Verbraucher und Verbraucherinnen, dass sie durch den Konsum von Streuobstprodukten den wertvollen Nutzen der Streuobstwiesen honoriert können. „Derzeit gibt es auf bayerischen Streuobstwiesen noch über 2.000 verschiedene Apfel- und Birnensorten – das ist ein riesiger Genpool und Schatz“, betont Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken und Mitinitiator die Bedeutung des neuen Streuobst-Projekts.
In der Startphase der Dachmarkenentwicklung arbeiten zunächst sechs Vermarktungsinitiativen zusammen:
- EinHeimischer - Streuobst Mittelfranken West e.G. aus Burgbernheim (Lkr. Neustadt/Aisch); www.einheimischer.de
- Echt Brombachseer e. G., Absberg (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen); www.echtbrombachseer.de
- Pomme200 - Streuobstinitiative Hersbrucker Alb e.V., Pommelsbrunn (Lkr. Nünberger Land); www.pomme200.de
- Hesselberger, Wittelshofen (Lkr. Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen); www.hesselberger.com
- Jura-Distl – Landschaftspflegeverbände Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Regensburg und Schwandorf; www.juradistl.de
- Apfel-Grips – Landschaftspflegeverband Weidenberg und Umgebung e.V. (Lkr. Bayreuth); www.apfelgrips.de
Zukünftig sollen sich weitere Initiativen anschließen können.
Mit dem Projekt „Dachmarke Streuobst“ unterstützt die Metropolregion die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und die 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs). „Die Metropolregion hat sich vorgenommen, alle Projekte nachhaltig auszurichten – mit dem Projekt Dachmarke Streuobst können wir hier einen entscheidenden Beitrag leisten, insbesondere bei den SDGs 12 („Nachhaltiger Konsum und Produktion“), SDG 13 („Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 15 (“Leben an Land“), sagt Dr. Christa Standecker, Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg.
Das Projekt „Dachmarke Streuobst“ ist Teil des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „ReProLa“ (Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg). Ziel ist es, in enger Kooperation von Stadt und Land neue Wege zur Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen und deren Gemeinwohlleistungen sowie zur nachhaltigen Versorgung mit Regionalprodukten aufzuzeigen.
Das Forschungsprojekt wird durch die Geschäftsstelle der Metropolregion Nürnberg koordiniert und von vier Projektpartnern wissenschaftlich begleitet. Mehr Informationen unter www.reprola.de