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Klimaschutz

Neue Bilanz zeigt: Die Emissionen in der Metropolregion Nürnberg müssen schneller sinken, um die Klimaziele zu erreichen

Bis 2022 konnten die Treibhausgas-Emissionen in der Region um ein Drittel im Vergleich zu 1990 gesenkt werden – bei gleichzeitigem wirtschaftlichen Wachstum. Das geht aus der neu veröffentlichten Endenergie- und Treibhausgasbilanz der Metropolregion Nürnberg hervor. Um allerdings wie geplant bis 2040 klimaneutral zu werden, muss die CO2-Reduktion von zuletzt 3,7 auf 5,1 Prozent pro Jahr steigen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Akteure in der Region zusammenarbeiten, um schneller zu werden.

Bei der 50. Sitzung des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung wurde heutedie Endenergie- und Treibhausgasbilanz der gesamten Metropolregion Nürnberg bis 2022 vorgestellt. Ihre Erstellung ist Teil des Projekts Klimapakt2030plus, das die Energiewende in der Region beschleunigen möchte. Die Bilanz gibt einen Überblick über die Verteilung der Energieverbräuche und Treibhausgas(THG)-Emissionen, aufgeteilt nach verschiedenen Sektoren und Energieträgern. Die Ergebnisse lassen erkennen, wo die Region im Klimaschutz schon auf Kurs ist und in welchen Sektoren noch nachgesteuert werden muss. Die aktuellen Zahlen können auch als Handlungsappell verstanden werden.

Insgesamt konnten die THG-Emissionen in der Metropolregion bis 2022 auf 67 Prozent des Niveaus von 1990,und somit seit 2018 noch einmal um weitere 11 Prozentpunkte, reduziert werden. Die gute Nachricht: Damit hat sich die Reduktion leicht beschleunigt, obwohl gleichzeitig die Wirtschaft gewachsen ist und die Bevölkerung leicht zugenommen hat. Bis 2045 strebt der Bund Klimaneutralität an, das Land Bayern bereits bis 2040. Diese Ziele würden mit dem aktuellen Kurs deutlich verfehlt. Um das Ziel für 2040 zu erreichen, muss die CO2-Reduktion von zuletzt 3,7 Prozent auf 5,1 Prozent pro Jahr steigen.

„Die Zahlen belegen, dass die Metropolregion Fortschritte macht. Die Transformation ist also eingeleitet, muss aber deutlich an Fahrt aufnehmen, um unsere Kommunen zukunftsfähig aufzustellen“, kommentiert Dr. Florian Janik, Lenkungskreisvorsitzender im Projekt Klimapakt2030plus und Oberbürgermeister der Stadt Erlangen die zentralen Ergebnisse.

Vielversprechende Entwicklungen bei der Erneuerbaren Stromerzeugung

Der größte Reduktionstreiber war vor allem die Wirtschaft: der Energieeinsatz im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie hat sich seit 1990 um 13 Prozent, der Ausstoß von Treibhausgasen sogar um 45 Prozent reduziert. Wesentliche Faktoren hierfür waren wirtschaftliche Effizienzmaßnahmen und ein Rückgang der fossilen Energieträger um 29 Prozent. Auch der hohe Anteil von Strom im Energiemix der Unternehmen wirkt sich positiv auf die Emissionen aus: Strom wurde in der Metropolregion Nürnberg 2022 schon zu 57 Prozent aus erneuerbaren Quellen (Photovoltaik, aber auch Wind und Biomasse) erzeugt. Das liegt klar über dem Bundesdurchschnitt von 50 Prozent.

„An die Erfolge bei den Erneuerbaren Energien gilt es anzuknüpfen. Entscheidend ist dabei, dass wir sektorenübergreifend denken und handeln. Es kommt u.a. darauf an, wie schnell der Ausbau der erneuerbaren Energien wie z.B. der Windkraft gelingt und wie Netz- und Speicherkapazitäten aufgebaut werden“, erläutert der Wunsiedler Landrat Peter Berek, ebenfalls Vorsitzender des Lenkungskreises im Projekt Klimapakt2030plus. „Es gibt bereits viele kommunale Vorreiter in der Metropolregion, z. B. im Bereich der dezentralen, ökologischen Energieerzeugung und der Nutzung von Wasserstofftechnologien. Bei uns in Wunsiedel steht beispielsweise der größte Elektrolyseur in Bayern, im Landkreis Kronach entsteht aktuell Bayerns größter Windpark.“

Nachholbedarf bei privaten Haushalten, Sorgenkind ist der Verkehr

Die privaten Haushalte transformieren sich etwas langsamer als die Wirtschaft: die THG-Emissionen wurden immerhin um 37 Prozent reduziert. Der Gesamtenergieverbrauch sinkt jedoch kaum, etwa da die Wohnflächen weiter zunehmen, während viele Gebäude noch nicht saniert sind. Die Wärmewende ist sektorübergreifend betrachtet allenfalls eingeleitet und bewegt sich mit einem Anteil von gut 17 Prozent Erneuerbarer Energien (Biomasse, Wärmepumpen, Umwelt- und Fernwärme) in etwa im Bundesvergleich. Dementsprechend hoch ist das Potenzial, über Gebäudesanierungen und neue Wärmequellen THG-Emissionen zu reduzieren. 

Sorgenkind bleibt der Sektor Verkehr. Hier wurden 2022 gut 36 Prozent der Treibhausgase der Region ausgestoßen, dennoch bleibt das Gesamtvolumen, abgesehen von einer Corona-bedingten „Delle“, nahezu unverändert. 92 Prozent des Energieeinsatzes im Verkehr stammt nach wie vor aus fossilem Treibstoff. Hier kommt es stark auf das Engagement der Bevölkerung an. Schwerpunkte der kommunalen Arbeit werden darauf liegen, die Elektromobilität weiter auszubauen und den Umstieg auf ÖPNV und Radverkehr weiter voranzutreiben.

Interkommunale Zusammenarbeit als Schlüssel

Um die THG-Emissionen schnellstmöglich zurückzufahren, müssen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen. Der interkommunalen Zusammenarbeit kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Am 19. Juli soll daher ein erneuerter Klimapakt als gemeinsames politisches Strategiepapier der Metropolregion verabschiedet werden. Er definiert zentrale Handlungsfelder für den Klimaschutz in der Region. „Viele Herausforderungen lassen sich am besten in einer starken regionalen Allianz von Stadt und Land bewältigen, beispielsweise der Ausbau der Infrastruktur für erneuerbaren Strom und Wärme. Mit dem Klimapakt wollen wir den Wissenstransfer vorantreiben und Best-Practice-Beispiele in die Breite tragen“, so Janik.

So haben sich einige Kommunen bereits zusammengeschlossen, um erneuerbare Energien konsequent auszubauen und Bürger:innen zu beteiligen. Mit dem Projekt Klimapakt2030plus gibt es zusätzliche Unterstützung für die Energiewende vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Projektpartner vernetzen hierfür beispielsweise wichtige Akteure im Bereich Energieversorgung und bei der Gebäudesanierung. Gemeinsam mit den regionalen Netzbetreibern wird zudem ein Simulationsmodell für Energieflüsse aufgebaut, das die Transparenz im Prozess fördern soll.

Das Forum Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung hat den Klimapakt mit auf den Weg gebracht. Im Forum bringen sich über 110 regionale Akteure für den Klimaschutz ein und gestalten so den Klimapakt mit. Das Gremium, das heute seine 50. Sitzung feierte, setzt bereits seit 2010 wegweisende Impulse für eine nachhaltigere Metropolregion – und hat heute bekräftigt, dieses Engagement auch mindestens 50 weitere Sitzungen fortsetzen zu wollen.

Hier können Sie die komplette Endenergie- und Treibhausgasbilanz herunterladen, hier finden Sie weiterführende Informationen zum Projekt Klimapakt2030plus und über das Forum Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung.

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