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Klimaschutz

Mehr Regional, mehr Bio – wie gestalten Kommunen und Regionen die Ernährung von morgen?

Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln und Bio-Produkten ist deutschlandweit im Aufwind. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Nachfrage nach Bio-Produkten um 20 Prozent. Hofläden und andere Direktvermarkter erleben seit Beginn der Corona-Pandemie eine sprunghafte Nachfrage.

Mehr Regional, mehr Bio: Die Pandemie zeigt aber auch, wie wichtig funktionierende Lieferketten für die regionale Versorgung mit Lebensmitteln sind. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein und Engagement für nachhaltige Ernährung in der Bevölkerung – zum Beispiel durch Ernährungsräte, die vermehrt bundesweit in den Städten entstehen.

Wie Städte, Landkreise und Gemeinden eine stärker regional verankerte, nachhaltige Ernährungswirtschaft und Landwirtschaft voranbringen können, wurde auf dem diesjährigen STADTLANDBIO-Kongress am 18. Februar diskutiert. Im Rahmen der BIOFACH, der größten Weltleitmesse für Bioprodukte, feierte der Kongress seine digitale Premiere. 220 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet – ein Großteil, politische Vertreterinnen und Vertreter von EU, Bund, Ländern und Kommunen. Erstmals war die Metropolregion Nürnberg Mitveranstalter und brachte neben dem FONA-Forschungsprojekt „ReProLa“ auch die europäische Perspektive mit ein: 84 Vertreterinnen und Vertreter aus europäischen Metropolregionen nahmen am Kongress teil. METREX, das Netzwerk von 50 europäischen Metropolregionen, hielt im Rahmen von STADTLANDBIO seine digitale Frühjahrstagung in Nürnberg ab.

Im Kern wurde diskutiert, welche Anreize und Unterstützungsleistungen Kommunen und Regionen brauchen, um regionale Ernährungsstrategien voranzutreiben und so die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden, regionalen Lebensmitteln sicherzustellen. Dabei stellte sich auch die Frage, welchen Beitrag die 2020 initiierte Ernährungsstrategie „Farm to Fork“ der Europäischen Kommission leisten kann. Ziel der Strategie ist es, die Land- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Kürzere Lieferketten, besseres Einkommen für Landwirte und mehr Wertschätzung für die Herstellung von Lebensmitteln sind zentrale Punkte. Dem Ökolandbau kommt dabei eine herausragende Rolle zu: bis 2030 soll dieser auf 25 Prozent erhöht werden.

Kommunen und Regionen sind dabei wichtige Akteure – wie gute Beispiele aus Europa und der Metropolregion Nürnberg zeigen
„Städte leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft. Die Stadt Nürnberg als BioMetropole ist zum Beispiel Vorreiter bei der Förderung von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Der Bio-Anteil in Nürnberger Kitas liegt momentan bei 75 Prozent. Dort und in anderen Einrichtungen der Stadt wird er in den nächsten Jahren weiter steigen“, resümiert Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg und Geschäftsführerin des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg.

Ein Umsetzungsbeispiel aus der Metropolregion Nürnberg ist das Forschungsprojekt „ReProLa“. Seit 2018 beschäftigt sich das Projekt mit Fragen der Flächennutzung und der Wertschöpfung von Regionalprodukten in Kooperation von Stadt und Land. Die Metropolregion gilt mit der Regionalkampagne „Original Regional“ als Pionier bei der Förderung von Regionalprodukten. Daher hat sie sich als erste Metropolregion in Europa vorgenommen, ein Leitbild zu verabschieden, mit dem der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen reduziert und der Ökolandbau vorangebracht werden soll. Dr. Hermann Ulm, Landrat des Landkreises Forchheim und Sprecher des Projektes ReProLa, stellte das Leitbild vor und betonte, wie wichtig es sei, die politischen Entscheidungsträger der Kommunen miteinzubeziehen. Innovative Pilotprojekte sollen aufzeigen, wo Lücken in den Wertschöpfungsketten von Lebensmitteln bestehen. Geplant ist z.B. eine gemeinsame Dachmarke zur besseren Vermarktung der in der Metropolregion erzeugten Streuobst-Säfte und die Stärkung der Öko-Modellregionen. Aktuell machen sich neun Öko-Modellregionen in der Metropolregion Nürnberg dafür stark, mehr Bewusstsein in der Bevölkerung für Bio-Produkte und die Potenziale ökologischer Landwirtschaft zu erreichen.

Wie gestalten Kommunen und Regionen die Ernährung von morgen?
Kommunen und Regionen arbeiten auch eng mit Unternehmen zusammen und sind somit nicht nur Nachfrager, sondern auch Projektentwickler. So wollen sie über innovative Projekte regionale Wertschöpfungsketten aufbauen und das Bewusstsein für regionale Lebensmittel stärken. In der Metropolregion Lyon werden beispielsweise einkommensschwache Familien durch gezielte Angebote für gesunde, regionale und nicht zwingend teurere Ernährung sensibilisiert.

Workshops mit BürgermeisterInnen und LandrätInnen
Wie die Zusammenarbeit der europäischen und kommunalen Ebene in Zukunft besser gelingen kann, wurde im Rahmen eines Workshops mit BürgermeisterInnen und LandrätInnen diskutiert. Die europäische Ebene kann über die Farm to Fork-Strategie den entsprechenden Rahmen bieten. „Die Strategie der Kommission ist sehr anspruchsvoll, ehrgeizig und komplex. Die EU will zum globalen Vorreiter für nachhaltige Produktions-weisen und resiliente Lebensmittelketten werden. Das ist richtig und wichtig. Die Corona-Pandemie hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig die medizinische Versorgung im eigenen Land ist. Das gilt auch für unsere Ernährung und unsere Landwirtschaft. Wenn wir regionale Produkte sowie nachhaltig und ökologisch erzeugte Lebensmittel wollen, dann brauchen wir auch unsere regionalen Bauern“, sagt Marlene Mortler, Abgeordnete im Europäischen Parlament für Mittelfranken mit den Schwerpunkten Agrar- und Ernährungspolitik.

Zur Gestaltung des Kongress-Begleitprogramms erhielten die europäischen METREX-Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Snack-Box mit Spezialitäten aus der Metropolregion mit kleinen Knabbereien, einem Frühstücks-Set sowie Frankenwein und Bier aus Oberfranken.

Mehr Informationen unter www.stadtlandbio.de, www.reprola.de und www.original-regional.info

Eröffnung des STADTLANDBIO-Kongresses mit (v.l.n.r. oben) Moderatorin Dr. Tanja Busse, Johann Kalb (Landrat Landkreis Bamberg und Ratsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg), Peter Ottmann (Geschäftsführer NürnbergMesse), v.l.n.r. unten: Dr. Werner Ebert (Biometropole Nürnberg und Geschäftsführer Netzwerk Bio-Städte), Marcus König (Oberbürgermeister Stadt Nürnberg)

Dr. Standecker, Geschäftsführerin Metropolregion Nürnberg, überreicht dem neu gewählten METREX Präsidenten und 1st Deputy Mayor of Wrocław Jakub Mazur eine Snack-Box mit Spezialitäten aus der Metropolregion

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