Künstler des Monats: Dezember 2016 - Alexandra Rauh
Alexandra Rauh, Tänzerin und Choreographin
Geboren 1961, arbeitete Alexandra Rauh nach ihrer Ausbildung für Tanztheater und Tanzpädagogik in Nürnberg und Zürich zunächst als Tänzerin in Tanz- und Schauspielproduktionen im In- und Ausland. So war sie etwa Mitglied der Companie Muriel Bader in Zürich und des Tanztheater Fe Reichelt in Frankfurt. Sie arbeitete mit Choreografen wie Rui Horta, Nigel Charnock, Felix Ruckert, Rosemary Butcher u. a. 1997 begann sie zeitgleich zu ihrer Tanzkarriere eigene Choreografien zu gestalten, die stark durch ihren tanztheatralischen Hintergrund geprägt waren.
Die Choreografin und Tänzerin Alexandra Rauh arbeitet seit über 20 Jahren im Großraum Nürnberg an den Schnittstellen von Tanz, Theater und bildender Kunst/Performance. Die vielseitige Künstlerin inszeniert sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. In ihren energiegeladenen Arbeiten setzt sie sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinander: So ging es etwa in dem Stück wildfremd – wie geht deutsch? (2014) um die Auseinandersetzung mit dem Fremden vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatte. In Tabula Rasa (2016), einem Tanztheaterstück für Kinder ab 8 Jahren, das in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Gunnar Seidel entstanden ist, wurde diese Thematik noch einmal aufgegriffen und bezüglich zu der Frage „Wie können wir in Zukunft Zusammenleben gestalten?“ weiterentwickelt. In Stereotypen – oder wer liebt richtig? (2015), in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Tina Geißinger, ging es um die Gender-Thematik. Ihre Ensembles stellt Rauh für jedes Stück neu zusammen, die Zusammensetzung bildet jedoch stets die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft ab. Teils dokumentarisch, teils fiktiv entwirft sie zusammen mit ihren Tänzerinnen und Tänzern Situationen, die eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema anregen. Spielerisch sucht sie nach Interaktionsmöglichkeiten, die das Publikum aus der Passivität herauslocken. Dabei vermittelt sie immer Spaß am Tanzen. Ihre Arbeiten entwickelt sie je nach Thema in unterschiedlichen Formaten, als
Tanztheaterstück, als Performance oder als Installation, teils auch in ungewöhnlichen Räumen, wie beispielsweise ihre performative Installation Treibstoff I (2012) im Heizkraftwerk Nordostpark. Ihr Hauptausdrucksmittel ist der zeitgenössische Tanz, aber auch Sprache, Videokunst und bildende Kunst sind Bestandteil ihrer Arbeit.
Auf die nächste Produktion, geplant für Herbst/Winter 2017 darf man also gespannt sein.
Als Tanzpädagogin gründete Alexandra Rauh zusammen mit der Choreographin Beate Höhn 2010 die Koordinationsstelle TanzPartner am KunstKulturQuartier Nürnberg e.V., einen Verein zur Vermittlung von zeitgenössischem Tanz an Schülerinnen und Schüler bzw. Laien. Jährlich finden ca. 20 Projekte an unterschiedlichen Nürnberger Schulen statt, die u. a. in der Tafelhalle Nürnberg präsentiert werden. Die Tanzstücke werden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entwickelt und haben immer eine aktuelle Thematik, die auf eine für Kinder nachvollziehbare Ebene heruntergebrochen wird. Durch die nonverbale Kunstform werden Rauhs Projekte immer mehr zu einer Plattform für den interkulturellen, multinationalen Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichsten sozialen Verhältnissen und Kulturkreisen. Für ihre Schulprojekte ist sie bereits vielfach ausgezeichnet worden, u. a. 2008 im Rahmen von Kinder zum Olymp für ein Tanzprojekt an der Förderschule Merseburger Straße (in Zusammenarbeit mit Ingo Schweiger), 2012 und 2015 mit dem Paula Maurer Preis der Stadt Nürnberg (in Zusammenarbeit mit dem Papiertheater Nürnberg), 2015 mit dem Medienpreis der Stadt Fürth für Triebwerk, ein Tanzprojekt mit Schülern der Wilhelm-Löhe-Schule, das 2013 zugleich auch Finalist beim Wettbewerb Mixed up der Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. war. Sie engagiert sich ebenfalls in der Fort-, Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften im Bereich Tanzimprovisation, kreativer zeitgenössischer Tanz und Choreographie, u. a. ist sie Dozentin für Tanz an der Hochschule für Musik Nürnberg.
Mit Alexandra Rauh ist eine Künstlerin nominiert, die in der Region unübersehbare Akzente im Bereich der tänzerischen und gesellschaftlichen Bildung setzt. Beeindruckend ist dabei ihre Ausdrucksstärke als Tänzerin und Choreographin, ihre offene, vielseitige und fruchtbare Vernetzung mit anderen Künstlerinnen und Künstlerin aus den unterschiedlichsten Sparten und ihr Einfühlungsvermögen in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die ihr vertrauen und dadurch Erstaunliches hervorbringen.
Text:
Prof. Dr. Renate Reitinger
Vizepräsidentin der Hochschule für Musik Nürnberg
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