Kommunen packen an: Energiewende und Klimaschutz stärken die Metropolregion Nürnberg
Der Mehrwert von Energiewende und Klimaschutz für die Metropolregion Nürnberg stand im Fokus der Konferenz „Klimaschutz interkommunal“. Rund 150 Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Energiewirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft folgten der Einladung des Projekts Klimapakt2030plus. Sie stellten vielfältige Initiativen und Projekte vor, die von Energiesimulation über intelligente Flächennutzung bis hin zu neuen Finanzierungsmodellen reichen. Gleichzeitig bekräftigten sie ihr gemeinsames Engagement und legten die nächsten Schritte der Zusammenarbeit fest.
Die Metropolregion Nürnberg ist bundesweit spitze bei der Photovoltaik und baut in Bayern die meisten Windparks. Bereits rund 60 Prozent des Stroms werden erneuerbar erzeugt sowie knapp 20 Prozent der Wärme – oft aus Biomasse in ländlichen Gebieten und durch Fernwärme in der Stadt. Forschung und Entwicklung im Energiebereich ist stark, es besteht Zugang zum Wasserstoff-Kernnetz und ein Ladeverbund für E-Mobilität. Viele Kommunen organisieren die Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen in neuen regionalen Beteiligungsgesellschaften und sichern so nachhaltige Wertschöpfung, die der Bevölkerung vor Ort zu Gute kommt.
Diese Erfolgsbeispiele wurden bei der Konferenz „Klimaschutz interkommunal“ am 13.11. in Erlangen vorgestellt. Mit dem Klimapakt der Metropolregion gibt es seit Juli ein neues kraftvolles Bekenntnis, gemeinsam bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen. In Vorträgen, hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen und Fachworkshops wurde erörtert, wie die gemeinsame Klimaschutz-Strategie weiter ausgestaltet werden muss.
„Um die großen Aufgaben im Klimaschutz und in der Energiewende zu bewältigen, müssen wir die Kräfte bündeln. Stadt und Land verfügen über jeweils spezifische lokale Stärken. Nur in deren Zusammenspiel können wir uns gegenseitig voranbringen und unsere Ziele erreichen“, sagte der Gastgeber, Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik, der auch Vorsitzender des „Lenkungskreises Klimapakt“ ist.
„Im Kern geht es darum, dass unsere Region auch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt. Dazu gehört es auch, unsere Wirtschaft durch regional erzeugte Energie zu stärken und gleichzeitig krisenfester zu werden. Auch bei der Energie stabilisieren kurze Wege die Lieferketten,“ erläuterte Britta Walthelm in ihrem Impulsvortrag die Grundmotivation des Klimapakts. Die Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg ist gleichzeitig Geschäftsführerin des Forums Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg.
Netz- und Speicherausbau gemeinsam angehen
Die Spannungsfelder bei der konkreten Umsetzung diskutierten Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik, Wissenschaft und Energiewirtschaft in einer Podiumsrunde. Dabei appellierte der Wunsiedler Landrat Peter Berek besonders an das Subsidiaritätsprinzip: „Die Energiewende muss von unten nach oben gedacht werden. Für eine erfolgreiche Gestaltung hat jede Ebene ihre Aufgabe. Das Fundament liefern die Städte und Gemeinden, die das Thema zunächst in ihrem Aufgabenbereich lösen. Darauf können regionale und überregionale Verbundlösungen sinnvoll aufbauen.“
Eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre ist es, die Netze und Speicher für erneuerbare Energien auszubauen – darin war sich die Runde einig. Dieser Ausbau könne nur durch ein überregional koordiniertes Vorgehen gelingen. Dabei müsse neben der Ökologie und der Versorgungssicherheit insbesondere auch die Bezahlbarkeit der Energie im Blick bleiben, unterstrich Rainer Kleedörfer, Fachlicher Sprecher des Forum Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung und Bereichsleiter bei der N-ERGIE Aktiengesellschaft: „Deswegen müssen wir sicherstellen, dass die jetzt getätigten Investitionen uns tatsächlich voranbringen, wie z.B. Fernwärme in den Städten oder Speicher für Photovoltaikanlagen.“ Beispielhaft hierfür steht der größte Batteriespeicher Bayerns, der erst vor einer Woche im Landkreis Wunsiedel eingeweiht wurde: Voll aufgeladen könnte er den gesamten Landkreis inklusive Industrie etwa zwölf Stunden lang mit Strom versorgen.
Energiesimulation, intelligente Flächennutzung, neue Finanzierungsmodelle: Praktische Ansätze für die Energiewende
Unterstützung für diesen Prozess bietet auch ein Simulationsmodell der Energieflüsse in der Metropolregion, das die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität abbildet und von den Hochschulen im Projekt Klimapakt2030plus entwickelt wird. In einer der vier thematischen Fachsessions ging es darum, dieses Modell mit Kommunen und Energieversorgern für Anwendungsfälle zu schärfen. Drei weitere Fachsessions vertieften die Themen Gebäudesanierung, Finanzierungsmodelle für eine regionale Energieversorgung und intelligente Nutzungskonzepte für Bioenergie und erarbeiteten praktische Lösungsansätze.
Inspiration für erfolgreiche Kooperationen zwischen Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft konnten sich die Teilnehmenden an sieben Thementischen mit Praxisbeispielen holen. Die regionale Energiegesellschaft ZENOB (Zukunftsenergie Nordostbayern GmbH) plant und betreibt beispielsweise eigene Wind- und PV-Anlagen, um unabhängiger von fossilen Energiequellen zu werden. Ähnliche Modelle, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, existieren bereits in 13 Landkreisen, Tendenz steigend. Auch Wärmeplanung oder Mobilitätsstationen in ländlichen Räumen werden bereits gemeindeübergreifend angegangen.
Eines verdeutlichte die Konferenz sehr klar: die Kommunen der Metropolregion Nürnberg arbeiten bereits mit viel Elan und innovativen Konzepten an der Umsetzung der Energiewende. „Wir sind auf einem guten Weg. Es lohnt sich, die vorhandenen Ansätze im Sinne des Klimapaktes strategisch und koordiniert auszuweiten. Nur so kann die Metropolregion ihre Klimaziele erreichen und dabei die Lebensqualität ihrer Bevölkerung sichern“, resümierte Oberbürgermeister Janik.